Veröffentlicht am Mai 18, 2024

Entgegen der öffentlichen Debatte liegt der entscheidende Unterschied zwischen E-Zigarette und Tabak nicht in der Frage „schädlich ja/nein“, sondern im fundamentalen Fehlen des Verbrennungsprozesses.

  • Die Toxizität von Tabakrauch entsteht primär durch die Verbrennung bei über 800°C, die tausende Schadstoffe freisetzt.
  • E-Zigaretten verdampfen Flüssigkeit bei ca. 200-300°C, wodurch die Exposition gegenüber den kritischsten Giftstoffen um ca. 95% reduziert wird.

Empfehlung: Für Raucher, die den Ausstieg bisher nicht geschafft haben, stellt der Umstieg auf die E-Zigarette laut aktueller Studienlage eine wissenschaftlich fundierte Strategie zur Schadensminimierung (Harm Reduction) dar, nicht eine risikofreie, aber eine risikoärmere Alternative.

Als Raucher in Deutschland stehen Sie vor einem Dilemma. Sie hören von den Gefahren des Tabakkonsums, doch die Berichte über E-Zigaretten sind widersprüchlich. Sind sie ein Wundermittel zum Aufhören oder eine neue, unbekannte Gefahr? Oft wird die Debatte auf ein vereinfachtes „schädlich oder nicht schädlich“ reduziert. Man liest von der berühmten 95%-Aussage aus England, hört aber gleichzeitig Warnungen deutscher Gesundheitsbehörden. Diese widersprüchlichen Informationen führen zu Verunsicherung und oft zur Beibehaltung der schädlichsten Option: dem Weiterrauchen.

Doch was, wenn die Kernfrage falsch gestellt wird? Die entscheidende wissenschaftliche Perspektive liegt nicht im direkten Vergleich zweier Produkte im Vakuum, sondern in der Analyse des zugrundeliegenden chemischen Prozesses. Der fundamentale Unterschied, der die toxikologische Bewertung bestimmt, ist die Abwesenheit der Verbrennung. Tabakrauch ist ein Cocktail aus über 7.000 Chemikalien, von denen Hunderte giftig und etwa 70 krebserregend sind – sie alle sind Produkte einer unvollständigen Verbrennung bei extrem hohen Temperaturen. Der Dampf einer E-Zigarette entsteht durch einen physikalischen Verdampfungsprozess bei deutlich niedrigeren Temperaturen.

Dieser Artikel verlässt die Ebene der Meinungen und steigt tief in die wissenschaftliche Evidenz ein. Wir werden nicht nur die bekannten Zahlen wiederholen, sondern aus toxikologischer Sicht erklären, *warum* die Schadstoffprofile so dramatisch voneinander abweichen. Wir analysieren die Daten zur Effektivität beim Rauchstopp, entkräften Mythen wie den Gateway-Effekt mit Langzeitdaten und ordnen das Konzept der Schadensminimierung (Harm Reduction) für Sie als Raucher realistisch ein. Ziel ist es, Ihnen eine fundierte, auf Fakten basierende Entscheidungsgrundlage zu liefern.

Warum Public Health England E-Zigaretten als 95% weniger schädlich einstuft?

Die oft zitierte Aussage, dass E-Zigaretten „mindestens 95% weniger schädlich“ als Tabakzigaretten sind, stammt ursprünglich von der britischen Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) und wurde seither durch zahlreiche Studien untermauert. Diese Zahl ist kein Marketing-Slogan, sondern das Ergebnis einer systematischen toxikologischen Risikobewertung. Die Kernaussage basiert auf der Tatsache, dass die meisten durch das Rauchen verursachten Krankheiten nicht vom Nikotin selbst, sondern von den Tausenden von Giftstoffen stammen, die bei der Verbrennung von Tabak entstehen. Da E-Zigaretten keinen Tabak verbrennen, ist das Spektrum der schädlichen und potenziell schädlichen Verbindungen im Dampf drastisch reduziert.

Eine bahnbrechende Langzeitstudie der Universität Catania unter der Leitung von Prof. Dr. Riccardo Polosa untermauert dies eindrucksvoll. Über einen Zeitraum von 3,5 Jahren wurden aktive Dampfer untersucht, die zuvor nie geraucht hatten. Die Ergebnisse zeigten keine nachweisbaren negativen Effekte auf Lunge, Bronchien, Blutdruck oder Herzfrequenz. Selbst bei Intensivdampfern konnten keine pathologischen Befunde festgestellt werden, was die Hypothese der stark reduzierten Schädlichkeit stützt.

Es ist jedoch wichtig, diese Zahl korrekt einzuordnen, wie auch kritische deutsche Institutionen betonen. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) formuliert es so:

Im Vergleich zu Tabakzigaretten sind E-Zigaretten zwar sehr wahrscheinlich deutlich weniger schädlich, dennoch sind sie keine harmlosen Lifestyleprodukte – insbesondere für Nichtraucher.

– Deutsches Krebsforschungszentrum, DKFZ Stellungnahme 2019

Die 95%-Aussage ist daher keine Absolution, sondern eine relative Risikobewertung. Sie richtet sich explizit an Raucher, für die der Umstieg eine massive Reduzierung der Schadstoffexposition bedeutet. Für Nichtraucher stellt der Konsum von E-Zigaretten hingegen ein zusätzliches, vermeidbares Risiko dar.

Wie sich 7000 Chemikalien in Tabakrauch vs. unter 20 in Dampf verhalten?

Der dramatische Unterschied in der Schadstoffbelastung zwischen Tabakrauch und E-Zigaretten-Dampf ist eine direkte Folge des physikalischen Prozesses. Der Schlüssel liegt in der Temperatur. Eine Tabakzigarette verbrennt an der Glutspitze mit Temperaturen von bis zu 900°C, was einen chemischen Prozess namens Pyrolyse auslöst. Diese Verbrennung zersetzt den Tabak und das Papier und erzeugt über 7.000 verschiedene chemische Verbindungen, darunter Teer, Kohlenmonoxid und über 70 nachgewiesene Karzinogene. Eine E-Zigarette hingegen erhitzt eine Flüssigkeit (Liquid) nur auf etwa 200-300°C. Hier findet keine Verbrennung statt, sondern eine Verdampfung. Das Ergebnis ist ein Aerosol, das primär aus Propylenglykol, pflanzlichem Glyzerin, Aromastoffen und Nikotin besteht.

Mikroskopische Nahaufnahme von Dampftröpfchen und Rauchpartikeln im direkten Vergleich

Die mikroskopische Aufnahme verdeutlicht den Unterschied: Während Rauch aus festen und flüssigen Partikeln besteht (die als Teer in der Lunge kondensieren), ist Dampf ein reines Aerosol aus Flüssigkeitströpfchen, das sich wieder verflüchtigt. Natürlich ist auch E-Zigaretten-Dampf nicht nur „reine Luft“. Bei der Erhitzung können Spuren von unerwünschten Substanzen wie Formaldehyd oder Acetaldehyd entstehen, insbesondere bei unsachgemäßer Anwendung (zu hohe Leistung, „Trockendampfen“). Ihre Konzentration ist jedoch um ein Vielfaches geringer als im Tabakrauch.

Die folgende Tabelle, basierend auf einer Zusammenfassung verschiedener Studien, verdeutlicht die massive Reduktion der Hauptschadstoffgruppen, wie sie in einer Analyse verschiedener wissenschaftlicher Arbeiten dokumentiert wurde.

Schadstoffe im Vergleich: Tabakrauch vs. E-Zigaretten-Dampf
Schadstoffart Tabakzigarette E-Zigarette Reduktion
Karzinogene Über 70 nachgewiesen Nicht nachweisbar oder in Spuren >99%
Kohlenmonoxid Vorhanden Nicht vorhanden 100%
Teer 10-20mg pro Zigarette Nicht vorhanden 100%
Formaldehyd Hoch Minimal (bei korrekter Nutzung) ~95%

Diese drastische Expositionsreduktion ist der Kern des Konzepts der Schadensminimierung. Man tauscht einen hochtoxischen Prozess (Verbrennung) gegen einen deutlich weniger schädlichen Prozess (Verdampfung) aus.

E-Zigarette vs. Nikotinpflaster vs. sofortiger Stopp: Welche Methode nach 2 Jahren?

Für einen Raucher ist die Frage nach der effektivsten Ausstiegsmethode entscheidend. Während der „kalte Entzug“ (sofortiger Stopp ohne Hilfsmittel) oft als Königsweg gilt, sind seine langfristigen Erfolgsquoten ernüchternd niedrig. Die Wissenschaft liefert hier klare Daten, welche Methoden Rauchern am ehesten zu einer dauerhaften Abstinenz von Tabak verhelfen. Nikotinersatztherapien (NET) wie Pflaster oder Kaugummis sind seit langem etabliert. Doch wie schlägt sich die E-Zigarette im direkten Vergleich?

Eine wegweisende Studie aus dem Jahr 2019, veröffentlicht im New England Journal of Medicine, verglich E-Zigaretten direkt mit traditionellen NET. Das Ergebnis nach einem Jahr: In der E-Zigaretten-Gruppe waren 18% der Teilnehmer noch rauchfrei, verglichen mit 9,9% in der NET-Gruppe. Die E-Zigarette erwies sich als fast doppelt so effektiv. Dieses Ergebnis wurde durch neuere Untersuchungen bestätigt.

Fallbeispiel: Schweizer Studie im New England Journal of Medicine 2024

Eine aktuelle Studie aus der Schweiz mit 1.246 Teilnehmern liefert noch stärkere Evidenz. Hier wurde die alleinige Standardberatung zur Raucherentwöhnung mit einer Beratung plus kostenloser Bereitstellung von E-Zigaretten verglichen. Das Resultat: Die Hinzunahme von E-Zigaretten führte zu einer signifikant höheren Abstinenzrate vom Tabakkonsum. Die Daten zeigten, dass E-Zigaretten in diesem Setting doppelt so erfolgreich waren wie herkömmliche Nikotinersatzprodukte, was ihre hohe Wirksamkeit als Ausstiegshilfe unterstreicht.

Der Grund für die höhere Erfolgsquote liegt in der Kombination mehrerer Faktoren. E-Zigaretten liefern nicht nur Nikotin, um die Entzugserscheinungen zu lindern, sondern sie adressieren auch die verhaltenspsychologische Komponente des Rauchens: das Ritual, die Hand-zum-Mund-Bewegung und die sensorische Erfahrung des Inhalierens und Ausatmens von „Rauch“ (Dampf). Diese Aspekte werden von Pflastern oder Kaugummis nicht abgedeckt und sind für viele Raucher eine große Hürde beim Ausstiegsversuch.

Der Mythos vom Gateway-Effekt: Was zeigen 10 Jahre Daten aus UK wirklich?

Eine der größten Sorgen in der öffentlichen Debatte ist der sogenannte „Gateway-Effekt“: die Befürchtung, dass E-Zigaretten, insbesondere für Jugendliche, den Einstieg in den Nikotinkonsum erleichtern und später zum Rauchen von Tabakzigaretten führen. In Deutschland sind laut einer Erhebung des DKFZ E-Zigaretten inzwischen das populärste Nikotinprodukt bei Minderjährigen, was die Relevanz dieser Frage unterstreicht. Doch führt dieser Erstkontakt zwangsläufig zur Tabakzigarette?

Langzeitdaten aus Ländern mit einer etablierten Dampferkultur, wie dem Vereinigten Königreich, zeichnen ein anderes Bild. Trotz eines Anstiegs des Experimentierens mit E-Zigaretten unter Jugendlichen ist die Raucherquote in dieser Altersgruppe in den letzten zehn Jahren kontinuierlich und auf ein historisches Tief gesunken. Dies widerspricht der Hypothese eines relevanten Gateway-Effekts. Die meisten Jugendlichen, die regelmäßig dampfen, waren bereits Raucher. Der Anteil der nie-rauchenden Jugendlichen, die zu regelmäßigen Dampfern werden, liegt konstant im sehr niedrigen einstelligen Prozentbereich. Der „Gateway“ scheint also eher vom Rauchen weg als dorthin zu führen.

Dennoch ist der Jugendschutz von zentraler Bedeutung. In Deutschland existieren bereits strenge Regelungen, um den Zugang für Minderjährige zu erschweren. Der Schutz von Jugendlichen darf jedoch nicht dazu führen, ein für erwachsene Raucher nachweislich weniger schädliches Produkt faktisch unzugänglich zu machen. Die Herausforderung besteht darin, eine Balance zu finden. Die folgenden Maßnahmen sind in Deutschland bereits in Kraft oder werden diskutiert, um die Attraktivität für Jugendliche zu senken:

  • Verkaufsverbot: Seit 2016 gilt ein striktes Verkaufsverbot für E-Zigaretten und Liquids an Personen unter 18 Jahren.
  • Werbebeschränkungen: Werbung für E-Zigaretten ist in vielen Bereichen (TV, Radio, Presse) bereits stark eingeschränkt.
  • Verpackungsdesign: Die Forderung nach neutralen, standardisierten Verpackungen („Plain Packaging“), wie sie für Tabakwaren diskutiert wird, soll die Anziehungskraft bunter Designs reduzieren.
  • Besteuerung: Die schrittweise Erhöhung der Steuer auf E-Liquids bis 2026 soll die Produkte verteuern und somit weniger erschwinglich machen.

Harm Reduction vs. komplette Abstinenz: Welches Ziel ist realistischer für Sie?

Das Konzept der „Harm Reduction“ (Schadensminimierung) ist ein pragmatischer Ansatz in der öffentlichen Gesundheit. Es akzeptiert, dass die vollständige Eliminierung eines riskanten Verhaltens (wie Nikotinkonsum) für viele Menschen unrealistisch ist. Das Ziel ist daher, den Schaden für jene zu minimieren, die nicht aufhören können oder wollen. Für einen Raucher bedeutet dies, von der schädlichsten Form des Nikotinkonsums (Verbrennung) auf eine deutlich weniger schädliche Form (Verdampfung) umzusteigen. Demgegenüber steht das Ideal der kompletten Abstinenz von Nikotin.

Person an einer Wegkreuzung mit verschiedenen Pfaden symbolisch für Entscheidungsfindung beim Rauchstopp

Für Sie als Raucher stellt sich die Frage: Welches Ziel ist für mich persönlich realistischer? Während die Abstinenz das gesundheitlich optimale Ziel bleibt, ist der Weg dorthin für viele mit wiederholtem Scheitern gepflastert. Harm Reduction bietet einen Zwischenschritt oder eine dauerhafte Alternative. Dieser Ansatz berücksichtigt nicht nur gesundheitliche, sondern auch finanzielle Aspekte. So kommt ein durchschnittlicher Raucher mit zehn Milliliter Liquid eine Woche aus, was Kosten von etwa 5 € verursacht. Im Vergleich dazu gibt ein durchschnittlicher Raucher in Deutschland bis zu 70 € pro Woche für Tabakzigaretten aus. Die Ersparnis ist ein starker zusätzlicher Anreiz.

Die Entscheidung zwischen diesen beiden Wegen ist zutiefst persönlich. Ein Raucher, der bereits mehrere erfolglose Versuche des kalten Entzugs hinter sich hat, könnte im Umstieg auf die E-Zigarette einen gangbaren Weg finden, die größten Gesundheitsrisiken sofort zu eliminieren. Langfristig bleibt die Option, die Nikotinstärke im Liquid schrittweise zu reduzieren und so möglicherweise doch die komplette Abstinenz zu erreichen – aber aus einer Position der Stabilität und nicht des ständigen Kampfes gegen den Rückfall zur Zigarette.

Der Irrtum, dass E-Zigarette genauso schädlich ist wie Tabak: Was die Studien zeigen?

Eine in den Medien weit verbreitete und für Raucher besonders verwirrende Annahme ist die Gleichsetzung der Risiken von E-Zigaretten und Tabakzigaretten. Dieser Irrtum entsteht oft durch eine undifferenzierte Betrachtung. Während E-Zigaretten nicht risikofrei sind, ist das Ausmaß der Schädlichkeit im Vergleich zum Rauchen aus wissenschaftlicher Sicht unvergleichlich geringer. Der Fokus liegt hierbei auf den schwerwiegendsten Langzeiterkrankungen wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und COPD.

Eine umfassende Analyse verschiedener Studien zum Krebsrisiko kommt zu einem drastischen Ergebnis: Das Lebenszeitrisiko an Krebs zu erkranken beträgt bei E-Zigaretten nur 0,4% des Risikos, das mit dem Rauchen von Tabakzigaretten verbunden ist. Diese gewaltige Diskrepanz ist wiederum eine direkte Folge der Abwesenheit der krebserregenden Verbrennungsprodukte wie Teer und zahlreicher anderer Karzinogene im Dampf. Die Exposition gegenüber diesen Substanzen wird um über 99% reduziert.

Der renommierte Forscher Prof. Dr. Riccardo Polosa, dessen Langzeitstudien fundamental für die Risikobewertung sind, fasst die Erkenntnisse zur moderaten Nutzung zusammen:

In geringen Mengen von maximal vier Milliliter Liquid täglich bringt der E-Zigaretten-Konsum mutmaßlich keine gesundheitlichen Risiken mit sich.

– Prof. Dr. Riccardo Polosa, Langzeitstudie Universität Catania

Diese Aussage unterstreicht das Prinzip der Dosis-Wirkungs-Beziehung in der Toxikologie: Die Menge macht das Gift. Während exzessiver Konsum auch bei E-Zigaretten Risiken birgt, ist der moderate Konsum im Vergleich zum täglichen Rauchen eine völlig andere Risikokategorie. Die Gleichsetzung beider Konsumformen ignoriert die erdrückende wissenschaftliche Evidenz über die fundamental unterschiedlichen chemischen und toxikologischen Profile.

Wie sich 7000 Chemikalien in Tabakrauch vs. unter 20 in Dampf verhalten?

Um den fundamentalen Unterschied im Risikoprofil zu begreifen, müssen wir über reine Zahlen hinausgehen und die biologische Wirkung der Hauptakteure im Tabakrauch betrachten. Es geht nicht nur darum, dass 7.000 Stoffe vorhanden sind, sondern darum, was die schädlichsten von ihnen im Körper anrichten – und warum ihre Abwesenheit im E-Zigaretten-Dampf so entscheidend ist.

Der wohl bekannteste Schadstoff ist Teer. Dies ist keine einzelne Substanz, sondern ein klebriges, harziges Gemisch aus Tausenden von Chemikalien, das beim Abkühlen des Rauches in der Lunge kondensiert. Teer lähmt und zerstört die Flimmerhärchen (Zilien) in den Atemwegen, deren Aufgabe es ist, Schleim und Fremdkörper abzutransportieren. Dies führt zu chronischem Husten („Raucherhusten“) und einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen. Da im E-Zigaretten-Dampf keine Verbrennung stattfindet, entsteht auch kein Teer.

Ein weiterer hochgiftiger Bestandteil des Rauchs ist Kohlenmonoxid (CO), ein farb- und geruchloses Gas. Es entsteht bei jeder unvollständigen Verbrennung. Einmal eingeatmet, bindet es sich etwa 200-mal stärker an das Hämoglobin im Blut als Sauerstoff. Das Ergebnis: Der Sauerstofftransport zu Organen und Geweben wird massiv beeinträchtigt. Dies belastet das gesamte Herz-Kreislauf-System und ist eine Hauptursache für Herzinfarkte und Schlaganfälle bei Rauchern. Da E-Zigaretten verdampfen, wird kein Kohlenmonoxid erzeugt.

Schließlich die Gruppe der Karzinogene. Substanzen wie Benzol, Formaldehyd (in hohen Dosen) und tabakspezifische Nitrosamine sind nachweislich krebserregend. Sie schädigen die DNA der Zellen und können unkontrolliertes Zellwachstum – also Krebs – auslösen. Die Abwesenheit bzw. die Reduktion dieser Stoffe um über 99% im E-Zigaretten-Dampf ist der Hauptgrund für das drastisch reduzierte Krebsrisiko.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der entscheidende Unterschied ist die Abwesenheit von Verbrennung bei E-Zigaretten, was zu einer Reduktion der wichtigsten Schadstoffe um ca. 95% führt.
  • Studien zeigen, dass E-Zigaretten eine effektivere Methode zur Tabakentwöhnung sein können als klassische Nikotinersatzprodukte.
  • Für Raucher stellt der Umstieg eine pragmatische Form der Schadensminimierung (Harm Reduction) dar, nicht eine risikofreie, aber eine deutlich risikoärmere Alternative.

Wie Sie in 30 Tagen sanft von Zigaretten auf E-Zigarette umsteigen: Der Phasenplan?

Der Umstieg von der Tabakzigarette zur E-Zigarette kann für viele Raucher eine Herausforderung sein. Ein strukturierter Ansatz kann die Erfolgschancen deutlich erhöhen. Der Schlüssel liegt nicht in einem abrupten Wechsel, sondern in einer schrittweisen Übergangsphase, die dem Körper und der Psyche Zeit zur Anpassung gibt. Das Ziel ist es, die Tabakzigarette langsam durch die E-Zigarette zu ersetzen, bis Sie vollständig umgestiegen sind.

Fallbeispiel: Millionen erfolgreiche Umsteiger in Europa

Sie sind nicht allein. Laut einer Studie des Onassis Surgery Centers sind bereits über 6 Millionen Europäer erfolgreich mit Hilfe der E-Zigarette vom Tabak losgekommen. In Deutschland ist die E-Zigarette die am häufigsten genutzte Methode zur Tabak-Entwöhnung, noch vor Nikotinpflastern. Dieser Erfolg zeigt, dass der Umstieg für viele ein gangbarer und realistischer Weg ist.

Ein strukturierter Plan hilft dabei, die typischen Hürden zu überwinden und den Prozess kontrolliert zu gestalten. Der folgende Plan ist ein bewährtes Modell, das Sie an Ihre persönlichen Bedürfnisse anpassen können.

Ihr praktischer Fahrplan: Der 30-Tage-Umstiegsplan

  1. Woche 1 (Vorbereitung & erste Schritte): Besorgen Sie sich ein einsteigerfreundliches MTL-Gerät (Mouth-to-Lung, simuliert das Zugverhalten einer Zigarette). Wählen Sie als Start eine hohe Nikotinstärke (z. B. 18 mg/ml), um Entzugserscheinungen effektiv zu bekämpfen. Ersetzen Sie zunächst nur die „unwichtigen“ Zigaretten des Tages durch die E-Zigarette.
  2. Woche 1-2 (Phase der Substitution): Identifizieren Sie die Zigaretten, auf die Sie am leichtesten verzichten können (z.B. nach dem Essen, während der Arbeit). Ersetzen Sie diese konsequent. Ziel ist es, den Anteil der E-Zigarette auf etwa 50% Ihrer täglichen Nikotinzufuhr zu steigern.
  3. Woche 2-3 (Reduktion der Ritualzigaretten): Nehmen Sie sich nun die „wichtigen“ Ritualzigaretten vor (z. B. die erste am Morgen zum Kaffee, die in der Pause). Dies ist oft der schwierigste Schritt. Versuchen Sie, auch hier die E-Zigarette als erste Wahl zu etablieren.
  4. Woche 4 (Vollständiger Umstieg): Das Ziel dieser Woche ist der komplette Verzicht auf Tabakzigaretten. Haben Sie keine Angst, die E-Zigarette in dieser Phase häufiger zu nutzen. Es geht primär darum, nicht zur Tabakzigarette zurückzufallen.
  5. Nach 30 Tagen (Stabilisierung & Anpassung): Sie haben den Umstieg geschafft. Evaluieren Sie nun Ihr Dampfverhalten. Fühlen Sie sich stabil, können Sie erwägen, die Nikotinstärke schrittweise zu reduzieren (z. B. von 18 mg auf 12 mg).

Der wichtigste Faktor für den Erfolg ist Geduld. Ein Rückfall zu einer einzelnen Zigarette ist kein Scheitern, sondern Teil des Prozesses. Legen Sie die Zigarette wieder weg und greifen Sie zurück zur E-Zigarette. Das Ziel ist die langfristige Abkehr vom schädlichen Tabakrauch.

Häufige Fragen zu E-Zigarette vs. Tabak: Was sagen 50+ wissenschaftliche Studien wirklich?

Ist Harm Reduction ein anerkanntes Konzept in Deutschland?

Das Konzept wird kontrovers diskutiert. Institutionen wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) anerkennen zwar an, dass E-Zigaretten weniger schädlich sind als Tabak, betonen aber weiterhin die vollständige Abstinenz als oberstes Ziel. Dennoch gewinnt der pragmatische Ansatz in Fachkreisen an Bedeutung, um die Schäden für nicht aufhörwillige Raucher zu minimieren.

Werden E-Zigaretten von deutschen Krankenkassen erstattet?

Nein, E-Zigaretten und Liquids gelten rechtlich nicht als medizinisches Entwöhnungsmittel und werden daher nicht von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland erstattet. Nur zugelassene Nikotinersatztherapien wie Pflaster, Kaugummis oder Sprays können unter bestimmten Umständen von Ärzten verschrieben und von den Kassen übernommen werden.

Wie entwickeln sich die Steuern auf E-Zigaretten in Deutschland?

Seit dem 1. Juli 2022 gilt das Tabaksteuermodernisierungsgesetz, das auch eine Steuer auf nikotinhaltige und nikotinfreie Substanzen für E-Zigaretten eingeführt hat. Diese Steuer steigt schrittweise bis zum Jahr 2026 an. Ziel ist es, die Produkte zu verteuern, wobei die Besteuerung aber weiterhin deutlich unter der von Tabakzigaretten liegt, um einen Anreiz zur Schadensminimierung zu erhalten.

Geschrieben von Lisa Becker, Lisa Becker ist E-Zigaretten-Fachberaterin und Produktspezialistin mit 12 Jahren Erfahrung in der Dampf-Branche. Sie leitet ein spezialisiertes Fachgeschäft für E-Zigaretten und berät täglich Umsteiger von Tabak auf E-Zigaretten bei der Auswahl von Geräten und Liquids.