
Zuckerfreier Kaugummi ist beim Rauchstopp ein zweischneidiges Schwert: Er kann kurzfristig helfen, birgt aber langfristige Risiken für Verdauung und Suchtverhalten.
- Die Wahl des Süßstoffs ist entscheidend: Xylit bietet zahnmedizinische Vorteile, während Sorbit bereits in geringen Dosen Verdauungsprobleme verursachen kann.
- Ohne eine klare Exit-Strategie besteht die Gefahr, die Nikotinsucht lediglich durch eine neue Gewohnheit – das Dauerkauen – zu ersetzen.
Empfehlung: Setzen Sie zuckerfreien Kaugummi gezielt und zeitlich begrenzt ein. Bevorzugen Sie Produkte mit hohem Xylit-Anteil und entwickeln Sie parallel gesunde Alternativen, um das Rauchritual nachhaltig zu ersetzen.
Der Entschluss steht fest: Die letzte Zigarette ist ausgedrückt. Doch was nun? Die Leere, die das Rauchritual hinterlässt, ist oft schwerer zu ertragen als der rein physische Nikotinentzug. Viele greifen in dieser Phase zum zuckerfreien Kaugummi, einer scheinbar harmlosen Krücke. Er beschäftigt den Mund, lenkt vom Verlangen ab und simuliert die orale Fixierung. Die gängige Meinung ist, dass dies eine clevere und gesunde Alternative sei. Doch aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist die Sache weitaus komplexer.
Wir betrachten Kaugummi oft als Süßigkeit, doch in der sensiblen Phase der Raucherentwöhnung agiert er eher wie ein pharmakologisches Werkzeug mit spezifischen Wirkungen und Nebenwirkungen. Die wahre Frage ist nicht, *ob* man Kaugummi kaut, sondern *welchen*, *wie viel* und vor allem *wie lange*. Wenn wir die biochemischen Effekte der Süßstoffe und die psychologischen Muster der Suchtverlagerung ignorieren, laufen wir Gefahr, ein Problem durch ein anderes zu ersetzen. Dieser Artikel taucht tief in die Materie ein und betrachtet zuckerfreien Kaugummi nicht als Wundermittel, sondern als das, was er ist: ein temporäres Hilfsmittel, dessen Einsatz strategisch geplant werden muss. Wir analysieren die Inhaltsstoffe, bewerten die Risiken für Ihre Verdauung und zeigen Ihnen, wie Sie eine klare Exit-Strategie entwickeln, um am Ende wirklich frei zu sein – vom Rauchen und vom Dauerkauen.
Für alle, die eine schnelle visuelle Anleitung zur Anwendung von Nikotinkaugummis bevorzugen, fasst das folgende Video die korrekte Nutzung zusammen. Es dient als praktische Ergänzung zu den hier besprochenen Strategien.
Um die richtige Entscheidung für Ihre Gesundheit zu treffen, ist es entscheidend, die verschiedenen Aspekte des Kaugummikonsums während der Raucherentwöhnung zu verstehen. Der folgende Leitfaden beleuchtet die wichtigsten Themen, von den Auswirkungen auf die Verdauung bis hin zu praktischen Alternativen und der richtigen Auswahl von Ersatzprodukten.
Inhaltsverzeichnis: Zuckerfreier Kaugummi und Rauchentwöhnung – Eine kritische Analyse
- Zuckerfreier Kaugummi als Ablenkung: Sinnvoll oder schädlich für die Verdauung?
- Xylit, Sorbit & Co.: Die Wahrheit über die Süßstoffe in Ihrem zuckerfreien Kaugummi
- Der zahnfreundliche Süßstoff: Wie Xylit-Kaugummi Karies vorbeugen kann
- Vom Rauchen zum Dauerkauen: Wie Sie vermeiden, eine Sucht durch die nächste zu ersetzen
- Genug gekaut: 5 gesunde Alternativen zum Kaugummi für Mund und Hände
- Die Wahrheit über zuckerfreie Alternativen: Was Sie wirklich konsumieren
- Nikotinpflaster, -kaugummi oder -spray: Welches Ersatzprodukt passt zu Ihrem Lebensstil?
- Der leere Platz der Zigarette: Ein praktischer Werkzeugkasten, um Rauchrituale dauerhaft zu ersetzen
Zuckerfreier Kaugummi als Ablenkung: Sinnvoll oder schädlich für die Verdauung?
Das Kauen von Kaugummi regt die Speichelproduktion an und beschäftigt den Mund – zwei Effekte, die das Verlangen nach einer Zigarette kurzfristig überdecken können. Doch dieser Mechanismus hat eine Kehrseite, die oft übersehen wird: die Wirkung der enthaltenen Zuckeraustauschstoffe auf den Verdauungstrakt. Insbesondere Sorbit (E 420), ein häufig verwendeter Süßstoff, kann bei übermäßigem Konsum erhebliche Beschwerden verursachen. Das Problem liegt in seiner chemischen Struktur: Sorbit wird vom Dünndarm nur schlecht aufgenommen und gelangt somit in größeren Mengen in den Dickdarm.
Dort entfaltet es eine osmotische Wirkung, das heißt, es zieht Wasser an. Dieser Effekt ist für die abführende Wirkung verantwortlich. Wie Jürgen Bauditz von der Berliner Charité im British Medical Journal feststellte: „Sorbit wird vom Dünndarm kaum aufgenommen, im Dickdarm kann er aber als Abführmittel wirken.“ Die Dosierung ist hierbei entscheidend. Eine medizinische Untersuchung zeigt, dass bereits ab 5 Gramm Sorbit Blähungen auftreten können, ab 20 Gramm sogar wässrige Durchfälle. Da ein einzelner Kaugummistreifen oft schon 1,25 Gramm Sorbit enthält, ist die kritische Schwelle für starke Raucher, die viele Kaugummis am Tag konsumieren, schnell erreicht. Die vermeintliche Hilfe wird so zur Ursache für chronische Verdauungsprobleme.
Xylit, Sorbit & Co.: Die Wahrheit über die Süßstoffe in Ihrem zuckerfreien Kaugummi
Der Begriff „zuckerfrei“ suggeriert eine gesunde Wahl, doch er verschleiert die komplexe Realität der enthaltenen Süßungsmittel. Nicht alle Zuckeraustauschstoffe sind gleich. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist in Deutschland die zentrale Instanz für die gesundheitliche Bewertung von Lebensmittelzusatzstoffen und arbeitet eng mit der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zusammen. Ihre Analysen zeigen, dass Produkte oft nicht nur einen, sondern einen Cocktail aus verschiedenen Süßstoffen enthalten. So fand das BfR heraus, dass 87 von 92 untersuchten zuckerfreien Erfrischungsgetränken mehr als ein Süßungsmittel enthielten – ein Trend, der sich auch bei Kaugummis beobachten lässt.
Die entscheidende Frage ist, wie diese Stoffe auf unseren Körper wirken, insbesondere auf das empfindliche Ökosystem unseres Darms. Hier gibt es gravierende Unterschiede:
Studie: Xylit vs. synthetische Süßstoffe und das Darmmikrobiom
Eine Studie aus dem Jahr 2021 hat die Wirkung verschiedener Süßstoffe auf die Darmflora untersucht. Das Ergebnis ist eindeutig: Während der natürliche Zuckeraustauschstoff Xylit (Birkenzucker) die Vermehrung nützlicher Bakterien und die Produktion gesunder kurzkettiger Fettsäuren förderte, zeigten synthetische Süßstoffe wie Sucralose, Saccharin oder Aspartam ein gegenteiliges Bild. Bereits kleinste Mengen dieser Stoffe konnten die Darmbakterien negativ beeinflussen und die schützende Darmwand durchlässiger machen, was potenziell zu Entzündungen führen kann.
Diese Erkenntnis ist für jeden, der mit dem Rauchen aufhört, von zentraler Bedeutung. Der Griff zum falschen Kaugummi kann das Darmmikrobiom, das durch den Stress des Entzugs ohnehin schon belastet ist, zusätzlich schädigen. Die bewusste Wirkstoff-Auswahl – also die Bevorzugung von Xylit gegenüber Sorbit, Aspartam und Co. – ist somit kein Detail, sondern ein zentraler Baustein für eine gesunde Raucherentwöhnung.
Der zahnfreundliche Süßstoff: Wie Xylit-Kaugummi Karies vorbeugen kann
Während einige Süßstoffe problematisch sein können, sticht einer positiv hervor: Xylit, auch als Birkenzucker bekannt. Seine positive Wirkung auf die Zahngesundheit ist nicht nur ein Marketingversprechen, sondern wissenschaftlich fundiert. Der entscheidende Vorteil von Xylit liegt darin, dass es von den kariesverursachenden Bakterien, insbesondere Streptococcus mutans, nicht verstoffwechselt werden kann. Anstatt den Bakterien als Nahrung zu dienen, hemmt Xylit ihr Wachstum und ihre Säureproduktion. Dies reduziert die Plaquebildung und unterstützt die Remineralisierung des Zahnschmelzes.
Die Wirksamkeit ist gut dokumentiert. Eine systematische Übersichtsarbeit, die Studien zwischen 1974 und 2022 analysierte, bestätigte eine deutliche kariesreduzierende Wirkung von xylithaltigen Kaugummis, insbesondere bei Personen mit einem mittleren bis hohen Kariesrisiko. Für Ex-Raucher ist dies ein doppelter Gewinn: Das Kauen befriedigt das orale Bedürfnis, und der Wirkstoff Xylit verbessert aktiv die Mundgesundheit, die durch jahrelanges Rauchen oft stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der folgende Vergleich zeigt die Unterschiede der gängigsten Süßstoffe.
| Süßstoff | Kariesprävention | Speichelstimulation | Magenschonendheit | Verfügbarkeit Deutschland |
|---|---|---|---|---|
| Xylit (Birkenzucker) | Sehr hoch | Ja, optimal | Gut | Häufig in dm, Rossmann |
| Sorbit | Mittel | Ja | Begrenzt (ab 5g Blähungen) | Weit verbreitet |
| Mannit | Mittel | Ja | Ähnlich wie Sorbit | Verschiedene Marken |
| Erythrit | Mittel | Ja | Sehr gut (99% Absorption) | Zunehmend |
| Aspartam | Hoch | Nein | Kontrovers | Weit verbreitet |
Die Tabelle macht deutlich: Xylit ist in Bezug auf die Kariesprävention und bei guter Verträglichkeit die überlegene Wahl. Beim Kauf von Kaugummis während der Raucherentwöhnung sollte man daher gezielt auf einen hohen Xylit-Anteil und den Verzicht auf andere, weniger vorteilhafte Süßstoffe wie Sorbit oder Aspartam achten.
Vom Rauchen zum Dauerkauen: Wie Sie vermeiden, eine Sucht durch die nächste zu ersetzen
Der größte Fehler bei der Nutzung von Kaugummi als Rauchstopp-Hilfe ist die Annahme, es handle sich um einen harmlosen Ersatz. Psychologisch gesehen besteht hier ein erhebliches Risiko der Suchtverlagerung. Das Gehirn hat gelernt, Stress, Langeweile oder soziale Situationen mit einer oralen Stimulation zu verknüpfen – der Zigarette. Wird diese nun eins zu eins durch den Kaugummi ersetzt, wird das zugrundeliegende Verhaltensmuster nicht durchbrochen, sondern nur auf ein neues Objekt übertragen. Das Ergebnis ist oft ein zwanghaftes Dauerkauen, das von morgens bis abends anhält.
Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, sind psychologische Techniken entscheidend. Wie die Stiftung Gesundheitswissen betont: „Achtsamkeit hilft Menschen, ihre Gedanken und Gefühle besser zu kontrollieren. Beim Rauchstopp haben Betroffene oft mit einem starken Drang nach einer Zigarette und schlechter Stimmung zu kämpfen. Achtsamkeitsübungen könnten in solchen Momenten helfen.“ Anstatt automatisch zum Kaugummi zu greifen, lernt man, das Verlangen bewusst wahrzunehmen, ohne sofort handeln zu müssen. Es geht darum, neue, gesunde Rituale zu etablieren, anstatt alte einfach nur zu ersetzen.
Eine strukturierte Exit-Strategie ist unerlässlich. Der Kaugummi sollte als Medikament für die Akutphase betrachtet werden, nicht als Dauerlösung. Ein schrittweiser Entwöhnungsplan kann dabei helfen, die Kontrolle zurückzugewinnen und das Dauerkauen zu beenden, bevor es zur neuen Sucht wird.
Genug gekaut: 5 gesunde Alternativen zum Kaugummi für Mund und Hände
Eine erfolgreiche Raucherentwöhnung bedeutet, die alten Rituale nicht nur zu ersetzen, sondern sie durch vielfältige, gesunde Gewohnheiten neu zu strukturieren. Der Kaugummi kann ein Teil der Lösung sein, aber er sollte nicht die einzige sein. Um eine Abhängigkeit vom Dauerkauen zu vermeiden, ist es entscheidend, ein Repertoire an Alternativen zu entwickeln, die je nach Situation das Bedürfnis nach oraler Stimulation oder Handbeschäftigung befriedigen.
Die Schlüsselidee ist die Ritual-Umstrukturierung: Anstatt eines universellen Ersatzes (Kaugummi), wählen Sie eine spezifische Alternative für eine spezifische Situation. Dies durchbricht die Monotonie und verhindert, dass sich ein neues zwanghaftes Verhalten etabliert.
Ihr Aktionsplan: Gesunde Alternativen für typische Rauchsituationen
- Im Auto / Bei längeren Fahrten: Statt Kaugummi probieren Sie Sonnenblumen- oder Kürbiskerne (in Schale). Das Schälen und Kauen beschäftigt Hände und Mund auf eine bewusste, langsame Weise.
- Am Schreibtisch / Bei konzentrierter Arbeit: Hier geht es oft um Handbeschäftigung. Ein Igelball oder ein Fidget Spinner kann helfen, nervöse Energie abzubauen, ohne eine orale Fixierung zu fördern.
- Nach dem Essen / Zur Mundpflege: Dies ist der ideale Moment für einen einzelnen, bewusst genossenen Xylit-Kaugummi von Marken wie Xucker oder Miradent, die in Drogeriemärkten wie dm und Rossmann erhältlich sind.
- Beim Spaziergang / Im Freien: Kombinieren Sie Bewegung mit Atemübungen. Atmen Sie tief ein und aus, anstatt etwas in den Mund zu stecken. So programmieren Sie das Ritual „frische Luft“ positiv um.
- In Stressmomenten: Kauen Sie auf einer Süßholzwurzel aus dem Reformhaus. Sie bietet einen intensiven Geschmack und eine feste Textur, die lange beschäftigt. Alternativ kann eine 5-minütige Achtsamkeitsmeditation das Stresslevel effektiver senken.
Einige Experten weisen auch darauf hin, dass nikotinfreie E-Zigaretten eine Option sein können, da sie die Hand-Mund-Aktion imitieren, ohne Nikotin zu liefern. Diese Option sollte jedoch kritisch und nur als kurzfristige Übergangshilfe betrachtet werden, um nicht eine neue, potenziell schädliche Gewohnheit zu etablieren.
Die Wahrheit über zuckerfreie Alternativen: Was Sie wirklich konsumieren
Begriffe wie „zuckerfrei“, „light“ oder „natürlich gesüßt“ sind mächtige Marketinginstrumente, die oft mehr verschleiern als sie offenbaren. Um eine informierte Entscheidung zu treffen, ist ein Blick auf die Zutatenliste unerlässlich. Alle in der EU zugelassenen Lebensmittelzusatzstoffe, erkennbar an ihren E-Nummern, durchlaufen strenge Sicherheitsprüfungen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist für die Zulassung verantwortlich, und in Deutschland werden diese Bewertungen durch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kontinuierlich überwacht und ergänzt.
Die E-Nummer selbst ist also kein Zeichen für Gefahr, sondern für eine erfolgte Prüfung. Dennoch gibt es bei Süßstoffen erhebliche Unterschiede in ihrer Wirkung auf den Körper, wie wir bereits gesehen haben. Aspartam (E 951) zum Beispiel ist zwar umfassend untersucht und als sicher eingestuft, steht aber aufgrund seines synthetischen Ursprungs und seiner Verstoffwechselung im Körper immer wieder in der öffentlichen Diskussion. Im Gegensatz dazu steht Xylit (E 967), ein natürlicher Zuckeralkohol, der nachweislich positive Effekte auf die Zahngesundheit hat und vom Körper anders verarbeitet wird.
Lassen Sie sich nicht von Werbeversprechen auf der Vorderseite der Verpackung täuschen. Ein Produkt, das mit „natürlich mit Stevia gesüßt“ beworben wird, kann trotzdem einen Cocktail aus synthetischen Süßstoffen und Füllstoffen enthalten. Nur die Zutatenliste auf der Rückseite gibt verlässlich Auskunft darüber, was Sie wirklich konsumieren. Für Personen in der Raucherentwöhnung ist die beste Wahl ein Produkt, das möglichst nur Xylit oder Erythrit als Süßungsmittel enthält und auf umstrittene oder abführend wirkende Stoffe wie Aspartam oder Sorbit verzichtet.
Nikotinpflaster, -kaugummi oder -spray: Welches Ersatzprodukt passt zu Ihrem Lebensstil?
Während zuckerfreie Kaugummis primär die psychologische Gewohnheit adressieren, bekämpfen Nikotinersatztherapien (NET) die körperliche Abhängigkeit, indem sie dem Körper Nikotin zuführen, ohne die schädlichen Verbrennungsprodukte einer Zigarette. Die Wahl des richtigen Produkts hängt stark vom individuellen Rauchverhalten und Lebensstil ab. Für starke Raucher hat sich eine Kombinationstherapie als besonders wirksam erwiesen. So empfehlen Lungenärzte, dass „Nikotinpflaster und Nikotinkaugummi […] bei starker Tabakabhängigkeit kombiniert werden“ können. Das Pflaster sorgt für einen konstanten Nikotinspiegel (Basisversorgung), während Kaugummis oder Sprays bei akutem Verlangen (Craving) eingesetzt werden, um Bedarfsspitzen abzudecken. Studien bestätigen diesen Ansatz: Mit einer Kombinationstherapie sind Raucher signifikant erfolgreicher beim Rauchstopp.
Die verschiedenen Produkte haben spezifische Vor- und Nachteile, die bei der Auswahl berücksichtigt werden sollten.
| Produkt | Dosierung | Dauer | Ungefähre Kosten/Monat | Status in Apotheken | Beste Anwendung |
|---|---|---|---|---|---|
| Nikotinpflaster | 7-21 mg | 16-24 Std. | €40-60 | Apothekenpflichtig, nicht verschreibungspflichtig | Kontinuierliche Basisversorgung, regelmäßige Raucher |
| Nikotinkaugummi | 2-4 mg | 30 Min. | €30-50 | Apothekenpflichtig, nicht verschreibungspflichtig | Akute Craving-Situationen, unregelmäßige Raucher |
| Nikotinlutschtabletten | 1-2 mg | 30 Min. | €25-40 | Apothekenpflichtig, nicht verschreibungspflichtig | Alternative bei Zahnprothesen oder KFO-Geräten |
| Nikotinnasenspray | 0,5 mg pro Sprüh | 30 Min. | €50-70 | Verschreibungspflichtig, international über Apotheken | Stark abhängige Raucher (20+ Zigaretten/tag) |
Für Personen, die bereits zuckerfreie Kaugummis zur Ablenkung nutzen, kann der Nikotinkaugummi eine sinnvolle Erweiterung sein, da er die gewohnte orale Stimulation mit der gezielten Nikotinzufuhr kombiniert. Wichtig ist hier die korrekte Anwendung: Der Kaugummi wird langsam gekaut, bis ein pfeffriger Geschmack entsteht, und dann in der Wangentasche „geparkt“, damit das Nikotin über die Mundschleimhaut aufgenommen werden kann. Eine Beratung in der Apotheke kann helfen, die richtige Dosierung und das passende Produkt für den individuellen Bedarf zu finden.
Das Wichtigste in Kürze
- Zuckerfreier Kaugummi ist ein Werkzeug, keine Dauerlösung. Die Wahl des Süßstoffs (Xylit bevorzugen) ist für Verdauung und Zahngesundheit entscheidend.
- Eine Suchtverlagerung vom Rauchen zum Dauerkauen ist ein reales Risiko. Eine bewusste Exit-Strategie und psychologische Techniken wie Achtsamkeit sind unerlässlich.
- Für die körperliche Abhängigkeit sind Nikotinersatzprodukte (Pflaster, Kaugummi) oft effektiver. Eine Kombinationstherapie erhöht die Erfolgschancen deutlich.
Der leere Platz der Zigarette: Ein praktischer Werkzeugkasten, um Rauchrituale dauerhaft zu ersetzen
Der erfolgreiche Rauchstopp ist weniger ein einzelner Willensakt als vielmehr ein Prozess der Neugestaltung von Gewohnheiten. Es geht darum, den leeren Platz, den die Zigarette in unzähligen Situationen eingenommen hat, mit neuen, positiven Ritualen zu füllen. Der Kaugummi kann dabei eine temporäre Rolle spielen, aber ein umfassender Werkzeugkasten ist weitaus mächtiger. Dieser Werkzeugkasten sollte sowohl physische Hilfsmittel zur Beschäftigung als auch psychologische Unterstützung umfassen.
Professionelle Hilfe ist dabei kein Zeichen von Schwäche, sondern von Klugheit. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet eine kostenlose Telefonberatung an, die individuelle Unterstützung und die Vermittlung zu lokalen Angeboten leistet. Dies ist eine unschätzbare Ressource, um motiviert zu bleiben und durch schwierige Phasen zu navigieren. Um den Start zu erleichtern, kann eine konkrete Checkliste helfen, sich für die ersten kritischen Wochen auszustatten. Sie kombiniert Hilfsmittel zur oralen und manuellen Ablenkung mit professionellen Unterstützungsangeboten.
Ihre Checkliste für den Start in die Rauchfreiheit
- Orale Fixierung: Besorgen Sie sich eine Packung Xucker oder miradent Xylit-Kaugummi (ca. 2-4 €, erhältlich bei dm oder Online-Apotheken) und einen Beutel Süßholzwurzeln (ca. 3-6 €, in Reformhäusern).
- Handbeschäftigung: Kaufen Sie einen Igelball oder Fidget Spinner (ca. 5-15 €, bei Amazon.de oder im Sanitätshaus), um nervöse Hände bei der Arbeit oder im Auto zu beschäftigen.
- Medizinische Unterstützung (optional): Sprechen Sie mit Ihrem Apotheker über Nikotinpflaster oder -kaugummis von Marken wie nicorette® oder Nicotinell (ca. 30-60 €/Monat) für die körperliche Entwöhnung.
- Professionelle Hilfe: Speichern Sie die Nummer des Rauchfrei-Telefons der BZgA: 0 800 8 31 31 31 (kostenlos, Mo-Do 10-22 Uhr, Fr-So 10-18 Uhr).
- Belohnung & Mundgesundheit: Buchen Sie eine Professionelle Zahnreinigung (PZR) bei Ihrem Zahnarzt (ca. 80-120 €, oft anteilig von Krankenkassen erstattet), um die Spuren des Rauchens zu beseitigen und den Erfolg zu zelebrieren.
Dieser Werkzeugkasten gibt Ihnen die Flexibilität, auf unterschiedliche Arten von Verlangen mit der passenden Strategie zu reagieren. Anstatt sich auf ein einziges Hilfsmittel zu verlassen, bauen Sie ein widerstandsfähiges System auf, das Sie langfristig zum Erfolg führt.
Häufige Fragen zu Süßstoffen und dem Rauchstopp
Sind E-Nummern in Kaugummis gefährlich?
Nein. Alle in Deutschland zugelassenen E-Nummern (z.B. E 951 für Aspartam) wurden von der EFSA auf ihre Sicherheit überprüft und zugelassen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) überwacht die Zulassungen kontinuierlich. Eine E-Nummer ist ein Garant für eine erfolgte Sicherheitsprüfung, nicht für Gefahr.
Was ist der Unterschied zwischen ’natürlich mit Stevia‘ und vollständig zuckerfreien Produkten?
Marketing-Begriffe wie ’natürlich mit Stevia‘ können irreführend sein. Viele Produkte, die so beworben werden, enthalten trotzdem synthetische Zusatzstoffe oder andere Zuckeralkohole. Lesen Sie immer die Zutatenliste auf der Rückseite, um zu sehen, welche Süßungsmittel tatsächlich verwendet werden.
Welche Zuckeraustauschstoffe sind am besten für Raucher in der Entwöhnung?
Xylit (Birkenzucker) ist optimal, da es nachweislich Karies vorbeugt und in moderater Dosierung keine bekannten negativen Auswirkungen auf das Darmmikrobiom hat. Erythrit ist ebenfalls eine gute, sehr magenschonende Alternative. Von einem hohen Konsum sorbithaltiger Produkte ist aufgrund der abführenden Wirkung abzuraten.